Montag, 29. September 2008

29.September 2008

Rückblick: Wie Greiserich und Jessica McCain sich kennenlernten

An dem Tag, als Jessica McCain die Universtity des Beaux Arts of Plymphton verliess, hatte sie sich verliebt. Es war September, Indian Summer, die Bäume hatten ihre schönsten und buntesten Kleider aus dem Schrank geholt. Es war die Zeit von Pflaumenkompott und von ersten Erkältungen, die von den Betroffenen noch als sehr ungerecht empfunden wurden. Das legt sich ja im Laufe des fortschreitenden Jahres, wenn es früher oder später jeden erwischt. Jedoch im September, wenn es eigentlich noch ganz schön warm ist, und man doch noch vorhat, dieses Jahr endlich einmal im See baden zu gehen, kann eine Erkältung -noch dazu eine heftige- zu einer Krise des Selbstbewusstsein führen, mit der man nicht spaßen sollte. In einer solchen Verfassung befand sich Jessica. Sie war eines Morgens nach dem Duschen mit feuchten Haaren aus dem Haus gegangen, war in einen Bus gestiegen und zur Universität gefahren. In Bussen finden sich natürlich die artenreichsten Virenbiotope. Im Bus machte sie Eintragungen in ihr Tagebuch, das sie führte, um ihre Wahrnehmung zu schärfen und sich ihrer selbst bewusst zu werden. Dies konnte sowohl für Poesie als auch für Sexualpraktiken des 20.Jahrhunderts in den USA von Nutzen sein, beides ihre Hauptfächer an der UdBA of Plymphton. Und während sie schrieb, merkte sie nicht, wie sich eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter neben sie setzte. Dieses Kind rieb seine verrotzte Nase an Jessicas orangenen Nickipullover, der damals zum zweiten Mal in Mode war. Und diesem Kind, einem namenlosen Bakterienherd, hatte sie nun, drei Tage später, Kopf-und Gliederschmerzen zu verdanken, die sich gewaschen hatten. Jessica war eine pflichtbewuste junge Studentin, und so wägte sie sorgsam ab: Sollte sie a) zu hause bleiben, das Seminar über die Rolle der Missionarsstellung in gleichgeschlechtlichen Beziehungen verpassen, somit ihre Mitstudenten vor einer Ansteckung bewahren oder b) trotzdem gehen, sich im Seminar für ein Referat melden und beim Niesen darauf achten, dass alles vom Taschentuch abgefangen würde? Jessica entschied sich für b) und kaum an der Uni angelangt, hatte sie schon keine Taschentücher mehr. Alle aufgebraucht im Bus.
Jessica schaute sich um: wer sah aus, als hätte er ein Taschentuch dabei? Niemand. Es standen nur ein paar Halbstarke vor dem Eingang, die Kaugummi kauten. "Einen davon muss ich fragen", dachte Jesicca. Sie ging auf einen Typen zu, der mit zusammengekniffenen Augen in den Himmel schaute.
"Entschuldige, hast Du ein Taschentuch dabei?" fragte Jessica. Zu dieser Zeit hatte sie noch ein verhältnismässig unverkrampftes Verhältnis zu fremden Leuten, jedenfalls konnte sie ihnen gegenüber Worte formulieren und dabei fast in das Gesicht des Gesprächspartners blicken.
"Sieht nicht nach Regen aus", sagte der Typ.
"Was?" fragte Jessica, "ich meine: Pardon?"
"Ich brauche neimals Taschentücher, Schwester,
meine Name ist Greiserich,
ich kränkle auf dieser Reise nicht,
die sich Leben nennt,
ich bin nicht verpennt
und passt Du nicht auf,
dann verspeis ich Dich."

Jessica drehte sich um und rannte durch den Eingang hinein ín die schützenden Räume der Sexualwissenschaftlichen Fakultät.

Mittwoch, 3. September 2008

Fortsetzungsroman "Jessica McCain Radioactive State" Teil Zwei


Jessica McCain war unterwegs, sie mußte raus aus der Stadt. Mit dabei war ihr Hund Buster, der gleichzeitig ihr bester Freund war.
Endlich waren die beiden raus aus der Stadt und auf dem Land. Nach einem unspektakulären Sonnenuntergang befanden sie sich in einer staubigen Ebene, die mit verdorrten Sträuchern bewachsen war. Hinter ihnen lag die Stadt, die einst die Heimat von Jessica McCain und jetzt ein so unfreundlicher Ort war. Vor ihnen am Horizont zeichneten sich die Umrisse eines Höhenzugs ab.
"Wir müssen diese Ebene durchqueren" bemerkte Buster, der schwarz-weiß gescheckte Hirtenhund "Und zwar müssen wir jetzt in der Dunkelheit so weit kommen wie nur möglich, da tagsüber die sengende Sonne unseren Tod bedeuten kann." Also machten sie sich auf den Weg in die Lakotaberge, wo Jessica Unterschlupf bei einer Bande Goten finden wollte, die dort ihr Winterquartier aufgeschlagen hatten. Jessica McCain wusste nur den Namen des Anführers der Goten. Er hieß Greiserich, die beiden kannten sich aus früheren, besseren Tagen, als sie zusammen Poesie und Sexualpraktik an der Universität ihrer Heimatstadt studierten.
Ein mulmiges Gefühl beschlich Jessica, für die eine Reise in eine ungewisse Zukunft gerade erst angefangen hatte...