Dienstag, 22. Januar 2008

Duk-Duk



Ernst Jünger schreibt in seinen 1949 erschienenen Memoiren "Strahlungen" im "ersten Pariser Tagebuch" seine Beobachtung als Beisitzer in einem Militärgericht. Hierbei wird er Zeuge einiger Prozesse, bei denen Urteile von Disziplinarstrafen bis zur Hinrichtung ausgesprochen werden. Der Eintrag Paris, 5. November 1941 beginnt mit folgendem Satz:
"Richter in Blutdingen. Wenn sie über die Korridore gehen, eintreten, haftet ihnen ein automatisches Gehabe, die frühe Würde schauerlicher Hampelmänner an. Es sind Duk-Duk-Tänzer."
Duk-Duk-Tänzer? Inspiriert wurde Ernst Jünger hierbei vielleicht von den französischen Messern der Marke "Douk-Douk", die -auf dem Foto leider nicht zu erkennen- auf dem Griff tatsächlich die Gravur eines Duk-Duk-Tänzers zeigen, wie ihn der Verfasser gezeichnet hat. Eine französische Freundin des Verfassers besitzt ein solches altes Douk-Douk-Messer.
Was denn Duk-Duk jetzt sei? Das fragt sich der geneigte Leser. Werfen wir hierzu einen Blick in das Deutsche Koloniallexikon von 1920:

Dukduk, Geheimbund in Neulauenburg und an der Blanchebucht von Neupommern im Bismarckarchipel (Deutsch-Neuguinea). Dem D. gehören die alten Männer an. Er untersteht dem D. genannten Geiste, der in der See wohnt und in der Neumondzeit erscheint. Zu seinem Empfange ist von allen Dorfbewohnern ein Beitrag an Nahrungsmitteln gestiftet, denn sein Kommen wird einen Monat vorher angekündigt; die Frauen verschwinden oder halten sich in den Häusern. Der Verlauf ist folgender: Von See her nähern sich bei Tagesanbruch mehrere zusammengebundene Boote; auf der von ihnen getragenen Plattform stehen zwei als Kasuare Maskierte, deren Benehmen und Laute sie nachahmen. Die Maskierten gehen an Land, streifen durch Dorf, Pflanzungen und Wald; gegen Abend erhalten sie durch die alten Männer den Tribut an Nahrungsmitteln in einer geheim gehaltenen Hütte im Walde. Sind die Gaben verwahrt, so erscheint der D. wieder im Dorfe, wo die jungen Männer in Reihen aufgestellt sind und von den D. Hiebe mit Stöcken und Keulen erhalten. Tags über taucht der D., der mit allen Versehen und Vergehn der Dörfler vertraut ist, an den unerwartetsten Stellen auf; er darf prügeln und auch erschlagen; wer ihn berührt, verfällt dem Tode. Zwei Wochen lang erscheint der D., stets in rhythmischen Kasuarbewegungen , und prügelt allabendlich die jungen Männer. Nach Ablauf der Zeit verschwindet er wieder, die Masken, Stöcke und Keulen, auch das geheime Haus im Walde werden verbrannt. - Der D. dient zunächst der Justiz und der staatlichen Ordnung und bildet politisch eine Zusammenfassung der zersplitterten Sippen von Neulauenburg und Umgebung. Allein die alten Männer benutzen ihn zu egoistischen Zwecken. Sie sichern sich durch die dem D. darzubringenden Nahrungsmittel ein bequemes Leben und lassen von den D. nicht nur die Disziplin aufrechterhalten, sondern auch Mißliebige töten und bereichern sich, indem der D. Geldstrafen verhängt: Frauen z. B. haben in dem Gebiet eigenes Vermögen an Muschelgeld und sind oft reicher als ihre Männer; gerade sie werden daher vorwiegend in Geldstrafen genommen. - Da der D. alle zwei Monate erscheinen kann, so führt der Mißbrauch des ursprünglich wohltätigen Geheimbundes zu Mord und schweren wirtschaftlichen Schäden. Das Gouvernement hat daher den D. zwar seines Geheimnisses entkleidet und jede Eigenmächtigkeit verboten, sonst aber in kluger Berechnung fortbestehen lassen. Das Erscheinen des D. ist dadurch für die Erwachsenen ein harmloses Maskenfest geworden, für die Kinder ein immerhin wirksames Erziehungsmittel geblieben.

Die Aussage ist eindeutig: Totalitäre Machtstrukturen, wie bei Jüngers Militärgericht mit seiner Entscheidungsgewalt über Leben und Tod und seinen willkürlichen Erschießungsbefehlen gegen "Deserteure", wie im Eintrag Paris, 29 Mai beschrieben, beruhen auf einer Maskerade. Sie sind ein Schwindel, mit der sich die Offizierskaste ihre Privilegien sichert, analog zur nichtarbeitenden männlichen Papua-Bevölkerung, die sich durch die Willkürakte des Duk-Duk Reichtum aneignet.
Wie fragil für den vermeintlichen Kriegsverherrlicher Ernst Jünger Hierarchien sind, ist auch unter dem Eintrag Paris, 21. Oktober 1941 beschrieben: "In meinem Zimmer... wurde ein besonderer Stahlschrank aufgestellt. Natürlich sind solche Panzer nur Sinnbilder der persönlichen Unantastbarkeit. Wird diese fraglich, dann springen selbst die stärksten Schlösser auf."

Ein Foto von Duk-Duk-Tänzern befindet sich hier: http://www.oceania-ethnographica.com/mell64.jpg

Sonntag, 20. Januar 2008


Es gibt einfach Gewinnertypen. Dies ist ein Bild meines härtesten Konkurrenten Gronkor. Wenn er auf einer Show auftauchte, hatte ich mit meinem üblichen Trick, die linke UND die rechte Socke aus einem Haufen einzelner Socken herauszusuchen und zu aportieren, nicht viel zu melden. Mit seinem Schmachtblick vestand er es, sogar mit so hirnerweichend einfachen Tricks wie Schweifrotation die Jury zu bezirzen. Nun ist er nicht mehr. Der Weg zu Sieg wäre mir nun nicht mehr versperrt, wäre ich nicht zu alt und auf einem Auge erblindet. Ich hatte mich auch längst mit meinem Schicksal des ewigen zweiten abgefunden, hätte ich nicht gerade letzten Sonntag dieses Bild in der aktuellen "Tier und Mensch" entdeckt. Da kochte die alte Wut wieder hoch. Alter Nichtskönner! Ich komme auch bald. Dann werden wir ja sehen, wer beim letzten Gericht die Jury bezirzt. Wulunke

Samstag, 19. Januar 2008

U 581 wird bei den Azoren versenkt





In der populärwissenschaftlichen Darstellung
"Die Schlacht im Atlantik" von Leonce Peillard
bin ich auf folgendes Kapitel gestoßen:
"U 581 wird bei den Azoren versenkt"
Für den geneigten Leser poste ich einen Auszug dieser spannenden Episode aus dem II. Weltkrieg. Für diejenigen, die keine Lust haben, Kriegsberichte im Landserheftchenstil zu lesen, sind die wichtigsten Passagen fett gedruckt:

U 581 wird bei den Azoren versenkt

Nicht alle U-Boot-Kommandanten waren Männer vom Schlage eines Zapp, Topp oder Hardegen
(Für Nichtlandserheftchenleser: Allesamt NS-Propagandahelden) . U 581 hatte das Pech, von Kplt. Werner Wilhelm Pfeifer kommandiert zu werden. Pfeifer war bei seinen Männern nicht beliebt, vielleicht weil er allzu streng darauf achtete, daß kein Tropfen Alkohol an Bord kam. (...) Seine Besatzung lebte in ständiger Furcht vor einer Bestrafung durch den Ingenieur-Offizier, der eine eiserne Disziplin durchsetzte. Vor dem Auslaufen aus Saint-Nazaire hatte Pfeifer eine kurze Ansprache gehalten: "Ich fordere harte Arbeit. Jeder hat strengstens seine pflicht zu tun. Wenn Ihnen das nicht paßt- es gibt eine Menge leerer Zellen in den Gefängnissen von Saint-Nazaire."
Tatsächlich war nicht Pfeifer, sondern der erste Ingenieur-Offizier der wirkliche Kommandant von U-581, und die Besatzung war, mit Ausnahme von drei Unteroffizieren, völlig unerfahren. Einen einzigen Erfolg konnte U-581 bisher aufweisen: Es hatte am 19. Januar den Fischdampfer "Rosemonde" versenkt und dafür nicht weniger als drei Torpedos gebraucht.
Admiral Dönitz befahl nun U 581, im Seegebiet der Azoren zu U 402 zu stoßen. Die Begegnung der beiden Boote fand am 2. Februar im Südeingang der Straße von Fayal statt. U 402 sollte sich am Ausgang dieses Meeresarmes aufstellen, U 581 bleiben, wo es war. In diesem Seegebiet patrouillierten am 2. Februar drei englische Zerstörer: "Exmoor", "Croome" und "Westcott". Pfeifer sichtete bei Vollmond und ruhiger See einen dieser Zerstörer. Er schoß einen Torpedo ab, der jedoch das Ziel verfehlte, und Pfeifer ließ tauchen. In einer Tiefe von
90 m begann plötzlich durch ein Entlüftungsrohr Wasser einzuströmen, das in den Maschinenraum drang und immer höher stieg. Jeden Augenblick konnte es einen Kurzschluß geben, der einen Ausfall der E-Motoren bedeutet hätte. Das Boot neigte sich stark nach vorn.
Pfeifer befahl die Tanks auszublasen und aufzutauchen. U 581 stieg, blieb aber 20 m unter der Wasseroberfläche stehen. In unmittelbarer Nähe waren die Schraubengeräusche der Zerstörer zu hören. "Sie werden uns rammen", sagte der Ingenieur-Offizier. Wir müssen tiefer gehen."
"Gut, tauchen wir", stimmte ihm Pfeifer bei.
U-581 sank und ließ sich nicht mehr abfangen: 100, 150, 170 m zeigte der Tiefenmesser an. Das war mehr, als die Nerven des Kommandanten auszuhalten vermochten. Er befahl, unverzüglich aufzutauchen. Das Boot schoß neben der "Westcott" aus dem Wasser. Die englischen Zerstörer hatten in diesem Augnblick schon beschloßen, die Verfolgung aufzugeben, da sie es nicht mehr mit dem Asdic orten konnten. Pfeifer befahl, das Boot zu verlassen, und der Ingenieur-Offizier öffnete die Ventile,um es zu versenken. Die Männer, die ihre Schwimmwesten angelegt hatten, sprangen ins Wasser und wurden gefangengenommen.


Unabhängig vom Wahrheitsgehalt dieses "geschichtwissenschaftlichen" Ergusses war mein Opa wohl nicht der kompetenteste U-Boot-Kommandant. Das ist sehr positiv, da die Deutschen sonst noch mehr Seeleute mit ihren Torpedos getötet hätten. Meinem Opa gelang das jedenfalls nicht, und nach seinem ersten Einsatz war der II. Weltkrieg für ihn erst mal vorbei, und er konnte im kanadischen Militärgefängnis komfortabel leben, lesen und sein Englisch und Französisch verbessern. Mein Opa lebt schon lange nicht mehr, ich kann ihn nicht mehr dazu befragen. Mein Vater sagt, Opa habe "nie darüber gesprochen", nur einmal angedeutet, dass eventuell Sabotage die Fehlfunktion beim Tauchen verursacht habe. Ob er wirklich "unbeliebt" bei der Besatzung war, lässt sich auch nicht mehr herausfinden. Nach Meinung meines Vaters ist das jedenfalls "Quatsch".
Trotzdem hat er die richtige Entscheidung getroffen, den Kampf aufzugeben und so das Leben der U-Boot Besatzung, der englischen Seeleute sowie der potentiellen zukünftigen Opfer von U 581 zu retten. Dieses Verhalten wurde von der deutschen Admiralität als "Feigheit" bezeichnet, und dass kann man durchaus als Auszeichnung betrachten. Danke, Opa, für deine richtige Entscheidung.

Freitag, 18. Januar 2008

Sarah und Henning - ein Fragment

Sarah und Henning- ein Fragment

F:Wieso ein Fragment? Ist der Name Programm?

A:Wir gehen davon aus, dass wir heute abend nicht zu einem Ende kommen.
Ganz entspannt sind wir sowieso nicht, zumindest ich nicht.

S: Ich bin entspannt, gerade, ja, doch.

F: Glaubst du, dass du dein schönstes Erlebnis noch haben wirst, oder es schon hattest?

A: Ich hoffe, ich werde es noch haben. Ich hatte schon tolle Momente in meinem Leben.Triumphe, Genüsse. Nahezu vollkommene Momente. Ich glaube aber, das Gefühl, alles
richtig gemacht zu haben, und zu wissen, dass es weitergeht, werde ich noch haben. Dieses echte Glücksgefühl, wissen Sie.

F:Nein, aber das tut nichts zur Sache.

Jetzt fragen Sie sich vielleicht: Was soll das? Nun, ich habe keine Ahnung. Meine Gedanken fließen momentan so zäh wie Hack, dass Sie durch den Fleischwolf drehen wollen, nachdem es drei Tage in der Sonne lag. Aber da kann man wohl nichts machen. Wenden wir uns also wieder unserem Gespräch zu:

F: Ich habe eine interessante These, die von S und F beantwortet werden kann, aber nicht muss.

Die durchschnittliche Palituchträgerin im Teenageralter interessiert sich
- rein durchnschnittlich- im Jahre 2008 weniger für Kernphysik als, sagen wir mal, vor zehn Jahren.

S, Ihre Meinung?

S: Die durchschnittliche Palituchträgerin hat sich auch vor 10 Jahren nicht für Kernphysik interessiert. Jedoch sollte man bedenken, dass, würde sie sich für Kernphysik interessieren, sie vor zehn Jahren höhere Chancen gehabt hätte, auf diesem Gebiet erfolgreich zu sein. Wenn Sie verstehen, was ich meine.

A: Dem möchte ich widersprechen. Vor zehn Jahren haben ganz andere Milieus, nämlich die bildungsbürgerlichen, die Kufiya getragen, als vermeintlich "linkes" Symbol- freilich ohne genaues politisches Hintergrundwissen. Einher ging dies oft mit einem Engagement auch für ökologische Themen, und damit auch ein gewisses naturwissenschaftliches Interesse. Einige erinnern sich vielleicht noch gut an die Anti-Atom-Kampagnen der neunziger
Jahre im Wendland, bei denen viele Junghäsinnen Palituch trugen. Heute tragen Palituch junge Möchtegern-Mudjaheddin der westdeutschen Großstädte, und dieses Symbol ist gegenwärtig Mode im adaptiven, und nur noch vereinzelt im bürgerlichen Milieu.

S: Zu diesem Thema würde ich gerne jermanden befragen. C., was meinen Sie dazu?

C: Ey, du bist ja n ganz schlauer, nee?! Was geht disch das an, was cih trage. Ich trag worauf ich

Bock hab, laber mal nich hier rum ey!

S: Danke C. . Zu ihnen, A.: Zwar...

Denkpause. Sehen sie sich S. an. Jetzt auch sie am Zeitpunkt des totalen Gehirnhacks angekommen. Alles, was sie ab jetzt sagen wird, wird nurnoch für die glücklichen Irren unter Ihnen verständlich sein.

A: Das, was im Zwischentext vermerkt wurde, ist nicht immer etwas ungewöhnliches.

Ich möchte gerne eine Schilderung eines erotischen Erlebnisses folgen lassen.
Irgendwelche Einwände?

S: Wie könnte ich dies, bei einer so charmanten Überleitung, ablehnen? Nur zu, A.

A: Nun gut... Ich bin abgelenkt. Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt schildern.
Vorerst möchte ich ein paar Bemerkungen zum Wetter machen. Das Tiefdruckgebiert der letzten Woche mit seiner typischen trockenen Wetterlage hilet ungewöhnlich lange für die Jahreszeit. Ob das gut für die Landwirtschaft ist? S, was meinen Sie dazu?

F: Eigentlich stelle ich die Fragen...

A: Naja...

S: Gott, nicht, dass mir die Landwirtschaft jemals wichtig gewesen wäre, aber im Moment ist sie es noch weniger. Aber, ok, sollte es nicht gut für die Landwirtschaft sein, dann tut es mir natürlich leid.

A: Ich mache mir Sorgen um die Bauern.

S: Dazu gibt es keinen Grund. Schliesslich gibt es heutzutage Bauern rettende Formate wie

"Bauer sucht Frau".

F: Das ist zwar richtig, dennoch geben erhöhte Cholesterinwerte und ein überdurchschnittlicher Body-Mass-Index der hiesigen Landwirte Grund zur Sorge, trotz wirtschaftlicher Erfolge in dieser Branche. Denn: was täten wir nur ohne sie, unsere Bauern? Keine Brötchen am Sonntag, keine Weihnachtsbäume, Gar nichts! Ein Horrorszenario...

S: Dazu fällt mir nur ein: Wer kein Brot hAT; soll Kuchen essen!

A: Und abschließend, um Marie Antoinette zu zitieren: Der dümmste Bauer erntet die dicksten Kartoffeln. Gegen Demokraten helfen nur Zigaretten. Guten Abend.

Mittwoch, 16. Januar 2008

ach

ACH hättst du mir gesagt,
DU magst die eier hart,
GRÜNE dotter hättst du nach minuten,
NEUNE an der zahl, bekommen.

Sonntag, 13. Januar 2008

veilchen

rosen sind rot
veilchen sind blau
und dieses gedicht ist für dich!